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\chapter{\tr{Programming style}{Programmierstil}}
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\shortquote{Any code of your own that you haven't looked at for six or
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more months might as well have been written by someone
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else.}{Eagleson's law}
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\selectlanguage{ngerman}
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Guter Programmierstil ist keine Frage des guten Geschmacks sondern des
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Verst\"andnisses von Programmcode und ein Baustein in dem Bestreben
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wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn reproduzierbar zu
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machen.
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Programme sollten so geschrieben und strukturiert sein, dass es sowohl
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einem Au{\ss}enstehenden als auch einem selbst --- nach ein paar
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Wochen oder Monaten! --- leicht f\"allt den Programmablauf
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nachzuvollziehen und zu verstehen. Saubere Programmierung zahlt sich
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in erster Linie f\"ur einen selbst aus und macht es aber gleichzeitig
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f\"ur andere Personen leichter, den Code nachzuvollziehen und zu
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benutzen.
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Guter Programmierstil greift auf unterschiedlichen Ebenen an:
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\begin{enumerate}
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\item Die Dateistruktur von Programmen.
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\item Die Namensgebung von Skripten und Funktionen.
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\item Die Namensgebung f\"ur Variablen und Konstanten.
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\item Die Verwendung von Einr\"uckungen und Leerzeilen um Bl\"ocke im
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Code hervorzuheben.
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\item Verwendung von Kommentaren und Hilfetexten.
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\item Auslagerung von Funktionalit\"at in eigene Funktionen.
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\end{enumerate}
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\section{Organisation von Programmdateien im Dateisystem}
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In der Einf\"uhrung zu Funktionen und Skripten wurde schon einmal ein
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typisches Programmlayout vorgestellt (box\,\ref{whenscriptsbox}). Hier
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wurde vorgeschlagen ein Skript als Kontrollskript zu verwenden. Dieses
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kontrolliert den weiteren Programmablauf, ruft Funktionen auf,
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\"ubergibt Argumente und nimmt R\"uckgabewerte entgegen. Eine solche
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Struktur macht es einfach den Ablauf zu verstehen. Es bleibt aber die
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Frage, wie man das Kontrollskript unter den anderen \codeterm{m-files}
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als solches erkennt. Um dieses zu erleichtern gilt es zwei Dinge zu
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beachten: (i) Wie werden Programme im Dateisystem organisiert? (ii) Wie
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werden Programme benannt?
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Es hilft ungemein, wenn zusammengeh\"orige Skripte und Funktionen im
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gleichen Ordner auf der Festplatte zu finden sind. Es bietet sich also
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an, f\"ur jede Analyse einen eigenen Ordner anzulegen und in diesem
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die zugeh\"origen \codeterm{m-files} abzulegen. Auf eine tiefere
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Schachtelung in weitere Unterordner kann in der Regel verzichtet
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werden. \matlab{} erzeugt einen ``MATLAB'' Ordner im eigenen
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\file{Documents} (Linux) oder \file{Eigene Dokumente} (Windows)
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Ordner. Es bietet sich an, diesen Ordner als Wurzelverzeichnis f\"ur
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eigene Arbeiten zu verwenden. Nat\"urlich kann auch jeder andere Ort
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gew\"ahlt werden. In dem Beispiel in \figref{fileorganizationfig} wird
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innerhalb dieses Ordners f\"ur jedes Projekt ein eigener Unterordner
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erstellt, in welchem wiederum f\"ur jedes Problem, jede Analyse ein
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weiterer Unterodner erstellt wird. In diesen liegen sowohl die
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ben\"otigten \codeterm{m-files} also auch die Resultate der Analyse
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(Abbildungen, Daten-Dateien). Zu bemerken sind noch zwei weitere
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Dinge. Im Projektordner existiert ein Skript (analysis.m), das dazu
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gedacht ist, alle Analysen aufzurufen. Des Weiteren gibt es parallel
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zu den Projektordnern einen \file{functions}-Ordner in dem Funktionen
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liegen, die in mehr als einem Projekt oder einer Analyse gebraucht
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werden.
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Beim Betrachten dieses Layouts f\"allt auf, dass es sehr
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wahrscheinlich ist, dass bestimmte Namen f\"ur Funktionen und Skripte
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mehrfach verwendet werden. Es ist nicht verwunderlich, wenn eine
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\file{load\_data.m} Funktion in jeder Analyse vorkommt. In der Regel
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wird dies nicht zu Konflikten f\"uhren, da \matlab{} zuerst im
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aktuellen Ordner nach passenden Dateien sucht (mehr Information zum
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\matlab-Suchpfad in Box~\ref{matlabpathbox}).
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\begin{figure}[tp]
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\includegraphics[width=0.75\textwidth]{program_organization}
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\titlecaption{\label{fileorganizationfig} M\"ogliche Organisation von
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Programmcode im Dateisystem.}{ F\"ur jedes Projekt werden
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Unterordner f\"ur die einzelnen Analysen angelegt. Auf Ebene des
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Projektes k\"onnte es ein Skript (hier ``analysis.m'') geben,
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welches alle Analysen in den Unterordnern anst\"o{\ss}t.}
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\end{figure}
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\begin{ibox}[tp]{\label{matlabpathbox}Der \matlab{} Suchpfad}
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Der Suchpfad definiert, wo \matlab{} nach Skripten und Funktionen
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sucht. Wird eine Funktion aufgerufen wird zun\"achst im aktuellen
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Arbeitsverzeichnis einem Treffer gesucht. Schl\"agt diese Suche
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fehl, so arbeitet sich \matlab{} durch den \codeterm{Suchpfad}
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(siehe Abbildung). Der \codeterm{Suchpfad} ist eine Liste von
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Ordnern in denen \matlab{} nach Funktionen und Skripten suchen
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soll. Die Suche nach der aufgerufenen Funktion wird dabei von oben
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nach unten durchgef\"uhrt. Das heisst, dass es bei
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Namensgleichheit eine Rolle spielen kann an welcher Stelle im
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Suchpfad der erste Treffer gefunden wird. Wichtig: \matlab{} sucht
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nicht rekursiv! Wenn die gew\"unschte Funktion in einem Unterordner
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des aktuellen Arbeitsverzeichnisses liegt, dieses aber nicht
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explizit im Suchpfad enthalten ist, so wird die Funktion nicht
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gefunden.
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\vspace{2ex}
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\includegraphics[width=0.9\textwidth]{search_path}
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\vspace{1.5ex}
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Der Suchpfad kann sowohl \"uber die Kommandozeile mit dem Kommandos
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\code{addpath()} und \code{userpath()} als auch\"uber die in der
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Abbildung gezeigte GUI angezeigt und eingestellt werden. Die GUI
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erlaubt Ordner aus dem Suchpfad zu entfernen, neue Ordner (optional
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inklusive aller Unterordner) hinzuzuf\"ugen oder die Reihenfolge der
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Pfade zu ver\"andern.
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Zum Wechseln des aktuellen Arbeitsverzeichnisses wird das Kommando
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\code{cd} verwendet. \code{which} zeigt an, in welchem Pfad eine
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bestimmte Funktion gefunden wurde. Das aktuelle Areitsverzeichnis
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wird durch den Aufruf \code{pwd} auf der Kommandozeile ausgegeben.
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\end{ibox}
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\section{Namensgebung von Funktionen und Skripten}
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\matlab{} sucht Funktionen und Skripte ausschlie{\ss}lich anhand des
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Namens. Dabei spielt die Gro{\ss}- und Kleinschreibung eine Rolle. Die
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beiden Dateien \file{test\_funktion.m} und \file{Test\_Funktion.m}
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zwei unterschiedliche Funktionen benennen k\"onnen. Diese Art der
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Variation des Namens ist nat\"urlich nicht sinnvoll. Sie tr\"agt keine
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Information \"uber den Unterschied der beiden Funktionen. Auch sagt
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der Name nahezu nichts \"uber den Zweck der Funktion aus.
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Die Namensgebung f\"allt mitunter nicht leicht --- manchmal ist es
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sogar der schwierigste Aspekt des Programmierens! Ausdrucksstarke
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Namen zu finden lohnt sich aber. Ausdrucksstark bedeutet, dass sich
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aus dem Namen R\"uckschl\"usse auf den Zweck ziehen lassen sollte.
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\begin{important}[Benennung von Funktionen und Skripten]
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Die Namen von Funktionen und Skripten sollten m\"oglichst viel \"uber
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die Funktionsweise oder den Zweck aussagen (\file{firingrates.m}
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statt \file{uebung.m}). Gute Namen f\"ur Funktionen und Skripte sind
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die beste Dokumentation.
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\end{important}
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In Namen verbietet \matlab{} verbietet Leerzeichen, Sonderzeichen und
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Umlaute. Namen d\"urfen auch nicht mit Zahlen anfangen. Es mach f\"ur
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die Namensgebung selbst keine weiteren Vorgaben. Allerdings folgt die
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Benennung der in \matlab{} vordefinierten Funktionen gewissen Mustern:
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\begin{itemize}
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\item Namen werden immer klein geschrieben.
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\item Es werden gerne Abk\"urzungen eingesetzt (z.B. \code{xcorr()}
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f\"ur die Kreuzkorrelation oder \code{repmat()} f\"ur ``repeat matrix'')
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\item Funktionen, die zwischen Formaten konvertieren sind immer nach
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dem Muster ``format2format'' (z.B. \code{num2str()} f\"ur die
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Konvertierung ``number to string'', Umwandlung eines numerischen
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Wertes in einen Text) benannt.
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\end{itemize}
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Andere \"ubliche Muster sind der \emph{camelCase}, bei dem die
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Anf\"ange zusammengesetzter Worte jeweils gro{\ss} geschrieben werden
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oder auch die Verwendung von Unterstrichen zur Trennung von
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Namenskomponenten. Eine Funktion, die die Anzahl von
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Aktionspotentialen bestimmt k\"onnte etwa \file{spikeCount.m} oder
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\file{spike\_count.m} benannt werden.
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\section{Namensgebung von Variablen und Konstanten}
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F\"ur die Bennennung von Variablen und Konstanten gelten die gleichen
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Regeln wie f\"ur die Namen von Funktionen und Skripten. Die Maxime von
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gutem Programmierstil ist: \emph{``Programmcode muss lesbar
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sein.''}. Dabei helfen gute Namen ungemein. Auch wenn es schwer
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f\"allt passende und trotzdem nicht zu lange Namen zu finden, sollte
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einer gute Namensgebung sehr ernst genommen werden.
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W\"ahrend die Namen von Funktionen und Skripten ihren Zweck
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beschreiben, sollten die Namen von Variablen ihren Inhalt
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beschreiben. Eine Variable, die die mittlere Anzahl von
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Aktionspotentialen speichert, k\"onnte also
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\varcode{average\_spike\_count} hei{\ss}en. Wenn die Variable nicht
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nur einen sondern mehrere Werte aufnimmt, dann ist der Plural
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angebracht (\varcode{average\_spike\_counts}).
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Die Laufvariablen von \code{for}-Schleifen werden oft nur \varcode{i},
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\varcode{j} oder \varcode{k} benannt und sollten aber die einzige Ausnahme
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bzgl. ausdrucksstarker Namensgebung bleiben.
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\begin{important}[Benennung von Variablen]
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Die Namen von Variablen sollten m\"oglichst viel \"uber ihren Inhalt
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aussagen (\varcode{spike\_count} statt \varcode{x}). Gute Namen
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f\"ur Variablen sind die beste Dokumentation.
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\end{important}
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\section{Codestil}
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Die Lesbarkeit von Programmen wird sehr durch den Codestil
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beeinflusst. Ein Programm, in dem z.B. Schleifenk\"orper nicht (oder
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zuf\"allig) einger\"uckt sind ist deutlich schwerer zu lesen und zu
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verstehen, als eines, in dem eine konsistente Einr\"uckung vorgenommen
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wurde. Mit der Tastenkombination \keycode{Ctrl-I} (\keycode{Strg-I}
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auf der deutschen Tastatur) kann ein markierter Bereich im \matlab{}
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Editor automatisch richtig einger\"uckt werden.
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Sparsam und konsistent eingef\"ugte einzelne Leerzeilen sind
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hervorragend geeignet, um logische Abschnitte eines Programm zu
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trennen. Zu viele Leerzeilen haben den Nachteil, dass das Programm
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nicht mehr auf eine Seite passt und dadurch leichter der \"Uberblick
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verlorgen geht.
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Die beiden folgenden Listings \ref{chaoticcode} und \ref{cleancode}
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zeigen die Implementation des random-walk einmal eher chaotisch und
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einmal aufger\"aumt und \"ubersichtlich.
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\begin{lstlisting}[label=chaoticcode, caption={Un\"ubersichtliche Implementation des Random-walk.}]
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num_runs = 10;
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max_steps = 1000;
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positions = zeros(max_steps, num_runs);
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for run = 1:num_runs
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for step = 2:max_steps
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x = randn(1);
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if x<0
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positions(step, run)= positions(step-1, run)+1;
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elseif x>0
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positions(step,run)=positions(step-1,run)-1;
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end
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end
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end
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\end{lstlisting}
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\pagebreak[4]
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\begin{lstlisting}[label=cleancode, caption={\"Ubersichtliche Implementation des Random-walk.}]
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num_runs = 10;
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max_steps = 1000;
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positions = zeros(max_steps, num_runs);
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for run = 1:num_runs
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for step = 2:max_steps
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x = randn(1);
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if x < 0
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positions(step, run) = positions(step-1, run) + 1;
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elseif x > 0
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positions(step, run) = positions(step-1, run) - 1;
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|
end
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end
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end
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\end{lstlisting}
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\section{Verwendung von Kommentaren}
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Kommentarzeilen werden in \matlab{} mit dem Prozentzeichen \code{\%}
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gekennzeichnet. Gezielt und sparsam eingesetzte Kommentare sind f\"ur
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das Verst\"andnis eines Programms sehr n\"utzlich. Am wichtigsten
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sind kurze Kommentare, die den Zweck und das Ziel eines Abschnitts im
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Programm erl\"autern (z.B. \varcode{\% compute mean firing rate over all
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trials}).
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Viele und h\"aufige Kommentare k\"onnen in der Entwicklungsphase eines
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Programms sehr hilfreich sein, bl\"ahen aber den Code auf. Durch die
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Verwendung guter Variablen- und Funktionsnamen sollten die meisten
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Zeilen sowieso weitestgehend selbsterkl\"arend sein.
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Die beste Dokumentation ist der Code selbst. Gut geschriebener Code
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mit ausdrucksstarken Variablen- und Funktionsnamen ben\"otigt keine
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Kommentare, um den Zweck einzelner Zeilen zu erkl\"aren. z.B. ist\\
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\varcode{ x = x + 2; \% add two to x}\\
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ein v\"ollig unn\"otiger Kommentar.
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\begin{important}[Verwendung von Kommentaren]
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\begin{itemize}
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\item Kommentare sollen die Absicht eines Programmabschnitts beschreiben.
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\item Kommentare sind gut und wichtig --- sie m\"ussen aber richtig
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sein!
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\item Ein falscher Kommentar ist schlimmer als gar kein Kommentar!
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\item Kommentare m\"ussen gepflegt werden, sonst sind sie wertlos!
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\end{itemize}
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\widequote{Good code is its own best documentation. As you're about to add
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a comment, ask yourself, ``How can I improve the code so that this
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comment isn't needed?'' Improve the code and then document it to
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make it even clearer.}{Steve McConnell}
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\end{important}
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\pagebreak[4]
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\section{Dokumentation von Funktionen}
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Bei allen vordefinierten \matlab{} Funktionen findet sich am Anfang
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eine Kommentarblock, der den Zweck der Funktion, die verschiedenen
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M\"oglichkeiten des Funktionsaufrufs und die Argumente und
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R\"uckgabewerte beschreibt. Mit dem \code{help}- Befehl wird dieser
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Kommentarblock angezeigt. Auch in eigenen Funktionen sind
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diese Kommentare sehr wichtig. Siehe Listing~\ref{localfunctions}
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f\"ur ein Beispiel einer gut dokumentierten Funktion.
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\begin{important}[Dokumentation von Funktionen]
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Funktionen m\"ussen unbedingt kommentiert werde!
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\begin{itemize}
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\item In wenigen Zeilen kurz den Zweck der Funktion beschreiben.
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\item Den Funktionskopf nocheinmal hinschreiben, damit
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klar ist, in welcher Reihenfolge Argumente \"ubergeben werden.
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\item F\"ur jedes Funktionsargument die Bedeutung, der erwartete
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Datentyp (Zahl, Vektor, Matrix, etc.), und eventuell die Einheit,
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in der die Zahlen erwartet werden (z.B. Sekunden).
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\item Ebenso m\"ussen die R\"uckgabewerte beschrieben werden.
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\end{itemize}
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\end{important}
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\section{Auslagerung von Aufgaben in Funktionen}
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Kommentare oder Leerzeilen werden benutzt, um logische Abschnitte des
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Codes abzutrennen und kurz zu erkl\"aren. Wenn eine
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solche inhaltliche Trennung einzuf\"ugt wird, sollte man sich immer fragen,
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ob dieser Teil des Programms nicht in eine eigene Funktion ausgelagert
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werden sollte. Fast immer kann dies bejaht werden.
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Abschnitte nicht auszulagern f\"uhrt zu sehr langen
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\codeterm{m-files}, die leicht un\"ubersichtlich werden. Diese Art von
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Code wird \codeterm{Spaghetticode} genannt. Es ist h\"ochste Zeit
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\"uber Auslagerung in Funktionen nachzudenken.
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\begin{important}[Gliederung in Funktionen]
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Wann sollten Programmteile in eigene Funktionen ausgelagert werden?
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\begin{itemize}
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\item Wenn innerhalb einer Funktion oder eines Skripts mehr als zwei
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Einr\"uckungsebenen gebraucht werden.
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\item Wenn sich Strukturen im Code mehr als einmal wiederholten.
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\item Wenn man versucht ist, wiederholte Strukturen mit Copy and Paste zu erzeugen.
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\end{itemize}
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\end{important}
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\subsection{Lokale Funktionen und geschachtelte Funktionen}
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Das Auslagern von Funktionalit\"at in eigene Funktionen f\"uhrt dazu,
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dass eine F\"ulle von Dateien erzeugt wird, die die
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\"Ubersichtlichkeit nicht unbedingt erh\"oht. Wenn die auszulagernde
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Funktionalit\"at an vielen Stellen ben\"otigt wird ist es dennoch sehr
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sinnvoll dies zu tun. Wenn Funktionen nur von einzelnen anderen
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Funktionen verwendet werden, dann bietet \matlab{} die M\"oglichkeit
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sogenannte \codeterm[Funktion!lokale]{lokale Funktionen} oder auch
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\codeterm[Funktion!geschachtelte]{geschachtelte Funktionen}
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(\enterm{nested functions}) in einer einzelnen Datei zu
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erstellen. Listing \ref{localfunctions} zeigt ein Beispiel f\"ur eine
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lokale Funktion.
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\pagebreak[3]
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\lstinputlisting[label=localfunctions, caption={Beispiel f\"ur den
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Einsatz von lokalen Funktionen.}]{calculateSines.m}
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Lokale Funktionen existieren in der gleichen Datei und sind nur dort
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verf\"ugbar. Jede Funktion hat ihren eigenen G\"ultigkeitsbereich, das
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hei{\ss}t, dass Variablen aus den aufrufenden Funktionen nicht
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sichtbar sind.
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Bei sogenannten \codeterm[Funktion!geschachtelte]{geschachtelten
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Funktionen} ist das anders. Diese werden innerhalb eines
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Funktionsk\"orpers (zwischen den Schl\"usselworten \code{function} und
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dem \code{end} definiert und k\"onnen auf alle Variablen der
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``Mutterfunktion'' zugreifen und diese auch ver\"andern. Folglich
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sollten sie nur mit Bedacht eingesetzt werden.
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\section{Besonderheiten bei Skripten}
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Ein \"ahnliches Problem wurde schon bei der Einf\"uhrung der Skripte
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erw\"ahnt. Variablen, die in Skripten definiert werden sind global im
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\codeterm{Workspace} verf\"ugbar. Es besteht die Gefahr von
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Namenskollisionen. Problem dabei ist, dass der Nutzer gar nicht
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mitbekommt, wenn eine Variable redefiniert oder neuen Inhalt
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zugewiesen bekommt. Fehler, die auf derartigen Kollisionen beruhen
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sind h\"aufig nur schwer zu finden, da das Programm f\"ur sich korrekt
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aussieht.
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Um dieses Problem zu vermeiden sollten Skripte genauso wie Funktionen
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eine spezifische Aufgabe unabh\"angig vom Kontext erf\"ullen. Diese
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Aufgabe ist dann nat\"urlich komplexer als die einer
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Funktion. z.B. k\"onnte die Aufgabe eines Skriptes sein, die
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Spiketrains aller aufgenommenen Zellen zu analysieren. Gute Skripte
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sind trotzdem nicht \"uberm\"a{\ss}ig lang und deshalb leicht zu
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verstehen.
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Ein weiterer, sehr wichtiger Vorteil von zweckbestimmten Skripten ist,
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dass sie immer als ganzes ausf\"uhrbar sind --- am einfachsten mit
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\keycode{F5} aus dem \matlab-Editor heraus. Wenn ein Fehler auftritt
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ist in der Fehlermeldung die Zeilennummer des fehlerhaften Codes
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angegeben. Das ist eine sehr wichtige Information, um den Fehler
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beheben zu k\"onnen.
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\"Ubergeordnete Skripte k\"onnen dann einfach nacheinander
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spezifischere Skripte aufrufen. Durch die Namen der aufgerufenen
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Skripte ist dann klar, was passieren wird, und durch die
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Unabh\"angigkeit der Skripte kommt es nicht zu Kollisionen.
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\begin{important}[Struktur von Skripten]
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\begin{itemize}
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\item Skripte sollten genauso wie Funktionen spezifische Aufgaben
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l\"osen und nicht zu lang sein.
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\item Skripte sollten unabh\"angig von irgendwelchen Variablen im
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\codeterm{Workspace} f\"ur sich alleine geschlossen lauff\"ahig
|
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sein.
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\item Es empfiehlt sich zu Beginn eines Skriptes alle Variablen im
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\codeterm{Workspace} zu l\"oschen (\code{clear}). Meist ist auch
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ein \code{close all}, um alle Figures zu schlie{\ss}en,
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angebracht.
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\item Am Ende eines Skriptes sollte der \codeterm{Workspace}
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mithilfe von \code{clear} wieder von all den Variablen ges\"aubert
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werden, die nicht mehr ben\"otigt werden.
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\end{itemize}
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\end{important}
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\section{Fazit}
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Programmcode soll lesbar sein. Namen von Variablen, Funktionen und
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Skripten sollten ausdrucksstark sein und R\"uckschl\"usse auf den
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Inhalt oder den Zweck erlauben. Einen pers\"onlichen Programmierstil
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zu entwickeln ist v\"ollig in Ordnung solange er konsistent ist. In
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machen Programmiersprachen gibt es Traditionen und \"Ubereink\"unfte,
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diese sollten dann beachtet werden.
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Wiederholte Programmabschnitte sollten in Funktionen ausgelagert
|
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werden. Wenn diese nicht von globalem Interesse sind, kann mit
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\codeterm[Funktion!lokale]{lokalen} oder
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\codeterm[Funktion!geschachtelte]{geschachtelten
|
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Funktionen} die \"Ubersichtlichkeit erh\"oht werden.
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|
Es lohnt sich auf den eigenen Programmierstil zu
|
|
achten!\footnote{Buchtip: Robert C. Martin: \textit{Clean Code: A
|
|
Handbook of Agile Software Craftmanship}, Prentice Hall}
|
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\shortquote{Programs must be written for people to read, and only
|
|
incidentally for machines to execute.}{Abelson / Sussman}
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\shortquote{Any fool can write code that a computer can
|
|
understand. Good programmers write code that humans can
|
|
understand.}{Martin Fowler}
|
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|
\shortquote{First, solve the problem. Then, write the code.}{John
|
|
Johnson}
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\selectlanguage{english}
|